Page 78 - Elektrosmog und Glyphosat

um diese Diskrepanz zu erklären: die Epigenetik. Diese von der Umgebung geprägte Genetik setzt voraus, dass jedes Gen manipuliert werden konnte, um verschiedene Ergebnisse zu erzielen. Man könnte sagen, dass das Genom der imaginäre Bauplan eines Hauses ist, auf dessen Basis 200 verschiedene Häuser gebaut werden können. Wir begannen ungefähr um die Jahrtausendwende zu erkennen, dass wir superplastisch sind. Das bedeutet, wir sind formbar je nach Lebensumständen. Wir bekommen einen Teil der Gene von der Mutter und andere Gene vom Vater. Von da an spielt die Ökologie mit den vorhandenen Genen beziehungsweise deren Möglichkeiten. Die Umgebung manipuliert dieses Genmaterial, und daraus ergibt sich schließlich, was aus uns werden soll.
Die Entdeckung der Mikro-RNA
Wie wir werden, wer wir sind
Wenn man es sich ausrechnet, könnte jeder von uns mit den Genen, die man von den Eltern bekommen hat, 4 Millionen verschiedene Varianten hervorbringen, je nach der Umgebung und den Einflüssen, denen jeder und jede von uns ausgesetzt ist. Das erinnert an die ersten Versuche, die man mit Hunden im alten Rom machte. Zwei Hunde des gleichen Wurfs wurden unterschiedlichen Umweltbedingungen ausgesetzt: Der eine wurde ein übergewichtiges Schoßhündchen, der andere ein schlanker Jagdhund. Fast identische Gene, aber eine völlig andere Umgebung und Ernährung bestimmen nicht nur den Stoffwechsel, sondern aktivieren auch eine andere Gen-Expression.
Das wird noch erstaunlicher, weil wir vor Kurzem herausgefunden haben, dass 98,5 Prozent des Genoms nicht für ein Gen codiert sind. Früher wurde dieser unbekannte Anteil einfach als Junk-DNA bezeichnet, also als Abfall. Das ist eine Menge Abfall, den die Natur da produzieren soll. Dann haben wir in den letzten Jahren herausgefunden, dass diese 98,5 Prozent doch eine Funktion haben. Sie codieren die winzig kleinen Nukleotidsequenzen. Diese sind sehr wichtig für die
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